Diese Frage treibt mich schon länger um. Weshalb? Nun, weil ich mich selbst nach knappen 10 Jahren Selbständigkeit mehr und mehr als Unternehmer wahrnehme. Die Bücher von Robert Kiyosaki haben sicherlich etwas dazu beigetragen. Doch was macht einen Unternehmer im Kern aus? Wie unterscheidet er sich von einem Selbständigen? Sind wir nicht alle – mehr oder weniger – Unternehmer in unserem Leben? Diese Fragen und weitere versuche ich in dieser Kolumne zu beleuchten.
Wozu sind Unternehmer da? Die Perspektive ist entscheidend
Aus der Sicht von Finanzamt und Sozialversicherung ist es klar: Ein Unternehmer muss ausreichend Gewinn erwirtschaften, damit er seine Steuern und seine Sozialversicherungsbeiträge abführen kann, die das System am Laufen halten.
Aus der Sicht des Unternehmers selbst, geht es auch um Steuern und Co., aber unter Umständen nochmal um einen gewissen gesellschaftlichen Impact darüber hinaus, wie auch immer dieser aussieht. Und in unserer „erfolgsorientierten“ Zeit, wird es vor allem darum gehen, sich erfolgreich darzustellen, ohne vielleicht genau zu wissen, was dieser Erfolg eigentlich konkret ist.
Nun, ich kann nur aus meiner Perspektive erklären, wozu ich als Unternehmer da bin und wofür ich stehe.
Wozu sind Unternehmer da – meine Perspektive
Die letzten Wochen haben mir gezeigt, wie wichtig ein starkes Netzwerk als Unternehmer ist. Vor allem habe ich aber bemerkt, wie wichtig und erfüllend es sein kann, einen wichtigen Beitrag zur Stärkung dieses Netzwerks beitragen zu können. Dabei geht es mir nicht darum, die Welt zu retten oder zu verbessern, sondern einen positiven Impact bei bestehenden Partnern und Unternehmern zu bewirken. Sei es mit Geld, guten Ratschlägen oder sonstigen Hilfsmitteln. Als Unternehmer bin ich zwar Einzelkämpfer, aber mittlerweile in einem Netzwerk des gegenseitigen Supports. Eine Hand wäscht die andere, ohne Gegenleistung zu erwarten. Diese kommt sowieso, vielleicht auch aus ganz anderer Richtung. Wie gesagt, das Thema Unternehmertum auf Geld einzuschränken, ist fahrlässig. Etwas gemeinsam zu bewegen, etwas zu erreichen, was Bestand hat, das treibt mich an. Natürlich braucht man dafür Geld, aber eben nur als Motor für meine Ziele.
Unternehmertum ist Verantwortung und Vertrauen
Der Unterschied zwischen Selbständigen und Unternehmern liegt im Bereich Verantwortung und Vertrauen. Mittlerweile habe ich jemanden beschäftigt, der mir Arbeiten abnimmt, für die ich keine Muße oder keine Zeit habe. Daraus folgt, dass ich kontinuierlich die Ressourcen auftreiben muss, um diese Person zu bezahlen.
Gleichzeitig bin ich jedoch von 10 Jahren Selbständigkeit gewohnt, alles selbst machen zu wollen. Diesen Aspekt darf man nicht unterschätzen. Als Unternehmer muss man es vor allem schaffen, Dinge abzugeben und nicht alles endlos unter Kontrolle haben zu wollen. Dafür wird einem die Tür für rasantes Wachstum geöffnet. Auf jeden Fall mehr Wachstumspotenzial als als Einzelkämpfer, der jeden Auftrag alleine abarbeiten muss.
Aufbau von Systemen, Prozessen und Abläufen
Ich habe relativ lange gebraucht, um den Unterschied zwischen Unternehmern und Selbständigen zu verstehen. Als Unternehmer sollte der planende und kalkulatorische Part, meiner Ansicht nach, nochmals stärker in den Fokus rücken. Schließlich ist man nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für Mitarbeiter verantwortlich. Ein Budget mit Maß und Ziel hat nun oberste Priorität für mich. Ich gebe zu, in der Vergangenheit war dies nicht der Fall. Ich habe einfach alle Aufträge angenommen, um Geld in die Kassen zu spülen. Heute bin ich weitaus wählerischer, weil ich weiß, dass der Auftrag zu mir und meiner Haltung als Unternehmer passen sollte. Ich versuche also, meinen kleinen Mikrokosmos zu optimieren, um Mitarbeitern und Unternehmern rund um mich herum, zu supporten. Dabei strebe ich keine Millionen Umsatz an, beziehungsweise ich baue mein Ego nicht darauf auf. Ich muss mich wohlfühlen, es darf gutes Geld verdient werden und ich will einen nachhaltigen Nutzen für mein Netzwerk darstellen.
Selbständige vs. Unternehmer
Seit 2014 bin ich hauptberuflich selbständig. Nun ist es jedenfalls das erste Mal so, dass ich für mich selbst und nicht für andere arbeite. Ich baue etwas auf, das Bestand haben soll. Um diese Nachhaltigkeit zu erreichen, brauche ich oben angesprochenen Support, Vertrauen und Verantwortung. Selbständige haben einen etwas anderen Blick auf die Sachlage. Ich kenne diesen Blick sehr gut. Lange habe ich mich gewehrt, jemanden zu engagieren, der mir gewisse Dinge abnimmt und in verschiedenen Bereichen besser ist als ich jemals sein könnte. Selbständigkeit hat für mich, mit verschiedenen Ups & Downs, sehr gut funktioniert. Jetzt scheint es an der Zeit, einen Gang nach oben zu schalten. Wohin mich der Weg führt, weiß ich noch nicht genau. Ich werde in jedem Fall die Aussicht genießen.
Wie seht ihr das: Wozu sind Unternehmer da?
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