Der Sterntalerhof ist weit mehr als ein Ort – er ist eine Oase des Ruhefindens und Kraftschöpfens für Familien, deren Leben durch die schwere Krankheit eines Kindes aus den Fugen geraten ist; gleichzeitig eine Haltung der würdevollen Begegnung aus “Da sein, Begleiten, Mittragen”. Seit 1998 steht das Kinderhospiz für Geborgenheit, Zuversicht und Lebensfreude, selbst in den dunkelsten Stunden. Unter der Leitung von Harald Jankovits setzt das Team alles daran, jeder betroffenen Familie unabhängig von ihrer finanziellen Situation zu helfen – ein einzigartiges Credo, das von einem engagierten Netzwerk aus Partnern, Paten und Spendern getragen wird.
Im folgenden Gespräch gibt Harald Jankovits Einblicke in die Herausforderungen, die Erfolge und die Visionen eines Hauses, das Hoffnung schenkt, wo sie am dringendsten gebraucht wird.
Herr Jankovits, das Credo des Sterntalerhofs lautet, dass keine Familie aus finanziellen Gründen abgewiesen wird. Wie gelingt es Ihnen, dieses Versprechen trotz der hohen Herausforderungen der Finanzierung konsequent einzuhalten?
Weil das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Was ich damit sagen will: Wir sind einen weiten Weg gegangen in unserem Bemühen seit nunmehr 25 Jahren, Menschen für unsere Mission als Hospiz für Kinder und Familien zu begeistern. Heute sind dies weit über 20.000 Wegbegleiter*innen in ganz Österreich, die sich mit Geld- und/oder Sach- und/oder Zeit- und/oder Knowhow-Spenden einbringen. Gemeinsam bilden WIR STERNTALER ein tragfähiges Netzwerk, das es uns ermöglicht, unser Credo ausnahmslos zu erfüllen.
Welche Erfahrungen haben Sie und Ihr Team mit Familien gemacht, die oft einen langen Leidensweg hinter sich haben und finanziell stark belastet sind? Wie wirkt sich Ihr Ansatz, dass jede Familie nur so viel zahlt, wie sie kann, auf die Betroffenen aus?
Nun, den finanziellen Aspekt sprechen wir immer erst an, wenn die Sozialanamnese abgeschlossen und die Betreuung fachlich “auf Schiene” ist. Zu diesem Zeitpunkt kennen uns die Familien und wissen, was auf sie zukommt und sind bereit, guten Gewissens die gemeinsam entwickelte Hilfe anzunehmen, weil sie diese verdienen. Wir sind in der glücklichen Lage, diese Hilfe auf professioneller Basis anbieten zu können.
Wie stellen Sie sicher, dass das „Netzwerk Sterntalerhof“ mit Partnern, Paten und Spendern langfristig stabil bleibt, um das Versprechen an die Familien zu erfüllen?
Sicher bin ich mir nie. Aber es ist das permanente und transparente Bemühen, unseren “Sterntalern” die Wichtigkeit und Richtigkeit ihrer Unterstützung spüren zu lassen. Und deren regelmäßige Rückmeldungen stimmen mich zuversichtlich, dass unsere “Sterntaler-Familie” ein tragfähiges Fundament für unser Tun ist und bleibt. Wir arbeiten aber natürlich daran – auch in Form dieses Interviews – die Sterntaler-Familie behutsam und stetig wachsen zu lassen.
Wie gehen Sie und Ihr Team mit den emotionalen Herausforderungen um, die die Arbeit am Sterntalerhof mit sich bringt, und wie unterstützen Sie sich gegenseitig in diesen Momenten?
Supervision und Intervision, gemeinsame Rituale und Selbsbewältigungsemchanismen sind wichtig Pfeiler in unserer täglichen Arbeit. Manchmal sind aber auch einfach nur das „Füreinanderdasein“ unsere “Hausübungen”, um nachhaltig engagiert bleiben zu können; zumal unsere fachliche Arbeit auf der Basis einer würdevollen Begegnung mit “unseren” Familien ein Geben und Nehmen darstellt. Wir geben unser Bestes und werden von den Familien regelmäßig reich belohnt.
Welche Maßnahmen oder Programme setzen Sie ein, um das Vertrauen von Unterstützern und Spendern in Ihre Arbeit zu stärken und auszubauen?
Gegenseitiges Vertrauen auf Basis persönlicher Begegnung und Transparenz. Jede*r Unterstützer*in hat sich aus Überzeugung, zumeist nach einem Treffen mit mir und/oder einem Besuch bei uns am Sterntalerhof, entschieden, Teil der Sterntaler-Familie zu werden. Jede*r kann sich jederzeit mit jeder Frage an mich wenden und jede*r entscheidet über Art, Höhe und Dauer der Unterstützung.
Wie schaffen Sie es, dass sich Familien trotz ihrer schwierigen finanziellen und emotionalen Situation willkommen und geborgen fühlen, während sie den für sie möglichen Beitrag leisten?
Indem wir ihnen diesen zivilgesellschaftlichen Zusammenhalt vermitteln, dass es eben Menschen gibt, die sich uneigennützig einbringen, damit genau sie als betroffene Familie diese unsere Leistungen guten Gewissens in Anspruch nehmen können.
Wie schaffen Sie es, am Sterntalerhof eine Atmosphäre zu schaffen, die von Lebensfreude und Zuversicht geprägt ist, obwohl viele Familien mit schwerem Leid zu kämpfen haben?
Lebensfreude und Zuversicht können wir nicht konstruieren. Was wir können, ist Geborgenheit zu gewährleisten, indem wir uns bestmöglich auf jede Familie vorbereiten, indem wir nach bestem Wissen und Gewissen begleiten und indem wir jeder Familie am Sterntalerhof ihren geschützten Raum garantieren. Gemeinsam wird dann daran gearbeitet, wieder Zuversicht zu entwickeln. Ob die Familien daraus Lebensfreude schöpfen, das liegt nicht mehr nur an uns – das kann sein, das muss nicht sein, dem ist aber zum Glück oft so.
Wie wichtig ist die Rolle der ehrenamtlichen Helfer am Sterntalerhof, und wie gewinnen Sie Menschen dafür?
Unsere Ehrenamtlichen sind ganz wichtige und wertvolle Mitarbeiter*innen: Zum einen als ehrenamtliche Kinderhospiz-Begleiter*innen in der Lebensbegleitung, zum anderen in der Organisation in Form von Unternehmenspartnerschaften zur Aufrechterhaltung des Betriebes wie auch als Freiwillige in der Pflege der Anlage. Es waren und sind dies allesamt Menschen, die “irgendwie” zu uns finden und sich im Rahmen meiner Verantwortung um den Vereinszweck in gegenseitiger Abstimmung zweckdienlich einbringen.
Gibt es bestimmte Angebote oder Projekte, die Sie gerne erweitern oder neu einführen möchten, um den Bedürfnissen der Familien noch besser gerecht zu werden?
Unter dem Arbeitstitel “Sonnenhaus” soll der nächste infrastrukturelle Schritt in der Entwicklung des räumlichen Angebotes als Hospiz für Kinder und Familien konzipiert werden, nämlich die Errichtung eines ersten Gebäudes in der Anlage Kitzladen für Erholungsaufenthalte von Familien, welche als aktiv psychosozial betreute abgeschlossen sind, jedoch keine Möglichkeit haben, in Ermangelung entsprechender Pflegeinfrastruktur, mit ihren pflegebedürftigen Kindern regulär “auf Urlaub” zu fahren.
Was wünschen Sie sich von der Öffentlichkeit und der Politik, um die Arbeit des Sterntalerhofs langfristig zu unterstützen?
Fast wäre ich geneigt zu sagen, ich bin wunschlos glücklich. Das bin ich selbstverständlich nicht, was ich aber damit sagen will: Ich bin froh und dankbar, dass in 25 Jahren ein dichtes Netzwerk aus Spender*innen, Unternehmenspartnerschaften und Benefizen entstanden ist, welches unsere Arbeit ermöglicht. Dass wir diese unsere Mission als Hospiz für Kinder und Familien zivilgesellschaftlich getragen und damit autonom in der Umsetzung noch möglichst lange weiterführen können, das wünsche ich mir.
Herzlichen Dank für Ihren Einsatz und das tolle Gespräch, Herr Jankovits.
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