Während es das Hauptziel von uns allen sein sollte, die Menge an verwendetem Plastik zu reduzieren, muss angefallener Müll auf der anderen Seite auch effizient recycelt werden. Die Zeiten von großen, schwarzen Rauchwolken über Müllverbrennungsanlagen sind vorbei und immer mehr junge Start-ups beschäftigen sich mit der Thematik der Kunststoff-Wiederverwertung. Wir geben einen Überblick, wie Nachhaltigkeit funktioniert.
Wie viel Kunststoffabfall fällt pro Jahr an und wie viel kann recycelt werden?
In den letzten Jahrzehnten hat die Produktion von Kunststoffabfällen drastisch zugenommen. Aus einer Studie der University of Leeds geht hervor, dass jährlich etwa 57 Millionen Tonnen Plastik in die Umwelt gelangen, was die Dringlichkeit von effektiven Kunststoff-Recyclinganlagen untermauert. Noch deutlicher wird das Problem durch die folgende Untersuchung: Bis 2015 wurden weltweit etwa 6,3 Milliarden Tonnen Kunststoffabfälle produziert. Von diesen wurden nur 9 % recycelt und 12 % verbrannt, die restlichen 79 % lagern auf Deponien und in der Natur.
Die Umweltauswirkungen dieser Verschmutzungen sind erheblich. Insbesondere die Verbrennung führt zur Freisetzung giftiger Substanzen wie Dioxine und Furane, die sowohl die Umwelt als auch die menschliche Gesundheit schädigen. Darüber hinaus verschmutzen Kunststoffabfälle unsere Meere und bedrohen marine Ökosysteme sowie Nahrungsketten. Mikroplastik, welches durch den Zerfall größerer Plastikstücke entsteht, wird von den Tieren aufgenommen und landet schlussendlich auch wieder in der menschlichen Nahrung.
Fazit: Trotz der Bemühungen zeigen die Daten, dass immer noch nur ein Bruchteil der Abfälle weltweit recycelt wird. Die Folgen sind erheblich und zerstören langfristig die Natur – umso wichtiger ist es, jetzt in moderne Kunststoff-Recyclinganlagen zu investieren.
Arbeitsschritte im Recycling von Plastikmüll
Kunststoff als Material ist vielseitig einsetzbar und bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Er ist stabil, geeignet für den Kontakt mit Lebensmitteln und bietet Schutz vor Feuchtigkeit – und alle diese Vorteile ergeben sich schon bei einem sehr geringen Materialeinsatz. Hergestellt aus Erdöl und damit aus nicht-erneuerbaren Rohstoffen steht er jedoch häufig in der Kritik. Entscheidend ist es jetzt, die Recyclingfähigkeit des Materials auszunutzen und die Lebensdauer bereits vorhandener Kunststoffteile so zu erhöhen.
Recycling von Kunststoff passiert konkret in sechs Schritten, die sich wie folgt vereinfacht erklären lassen:
- Sortierung: Der gesammelte Kunststoffmüll muss zunächst sortiert werden, hierbei werden unterschiedliche Kunststoffarten und weitere Stoffe wie z. B.: Aluminium in Gruppen aufgeteilt. Die Vorsortierung ist besonders wichtig, da später nur so eine hohe Qualität des Rezyklats garantiert werden kann. Was nicht recycelt werden kann, wird in diesem Schritt aussortiert.
- Bündelung: Wenn das Material sortenrein ist, wird es in große Bündel gepresst, um den anschließenden Transport zu erleichtern.
- Zerkleinerung: In diesem Schritt werden die unterschiedlich großen Kunststoffteile in einem Schredder zu Flakes zerkleinert.
- Reinigung / Trocknung: Viele Verpackungen sind verschmutzt oder beispielsweise mit Etiketten versehen. Um diese Anhaftungen zu entfernen, werden sie gewaschen und anschließend getrocknet. Je nach Einsatzzweck des Rezyklats werden sie anschließend auch nach Farbe sortiert.
- Granulierung: Aus den trockenen Flakes wird anschließend Granulat (Rezyklat) hergestellt. Damit es im nächsten Schritt weiterverarbeitet werden kann, wird aus den unförmigen Teilen beim Granulieren mithilfe eines Extruders eine einheitliche Masse.
- Wiederverwendung: Dieses Granulat lässt sich nun wieder für eine Vielzahl von Produkten nutzen, die aus Kunststoff bestehen. Dazu zählen nicht nur Verpackungen, sondern beispielsweise auch Möbel, Gefäße, Bauteile von Autos oder Textilwaren.
Weshalb nur ein kleiner Teil der Kunststoffe recycelt wird
Der Grund dafür, warum nur ein so kleiner Teil der Kunststoffe recycelt wird, ist, dass viele Kunststoffe aus unterschiedlichen Materialkombinationen bestehen. Das liegt vor allem an spezifischen Anforderungen für einzelne Materialien, aber auch daran, dass ein Kunststoff-Mix in vielen Fällen deutlich günstiger ist als Monomaterial-Kunststoffe. Die sogenannten Verbundverpackungen können nur schwer recycelt werden und landen. Im Regelfall auf großen Deponien oder in der Verbrennung.
Aktuelle Trends im Kunststoffrecycling und ein Blick in die Zukunft
Um den steigenden Abfallmengen entgegenzuwirken, muss sich das Kunststoffrecycling stetig weiterentwickeln. Nur so können Umweltprobleme verhindert und nachhaltige Lösungen etabliert werden. Eine der vielversprechendsten Entwicklungen ist das chemische Recycling, bei dem Polymere durch Pyrolyse oder Hydrolose in ihre monomeren Ausgangsstoffe zersetzt werden. Im Vergleich zum o. g. mechanischen Recycling ermöglicht diese Methode eine nahezu unbegrenzte Wiederverwertung ohne Qualitätsverlust. Diese Technologie steht jedoch noch am Anfang und ist in der Praxis zum jetzigen Zeitpunkt deutlich zu teuer und aufwendig.
Eine weitere neue Entwicklung ist der vermehrte Einsatz von KI-gestützten Sortiersystemen, die mithilfe von Nahinfrarotspektroskopie (NIR) und maschinellem Lernen Kunststoffe effizienter und deutlich schneller trennen. Die Weiterentwicklung bei den biobasierten und biologisch abbaubaren Polymeren macht Fortschritte und führt zu einer Reduzierung des Verbrauchs fossiler Rohstoffe.
Auch der Fakt, dass Monomaterial-Kunststoffe zunehmend an Bedeutung gewinnen, wirkt sich positiv auf die Wiederverwertbarkeit aus, da diese deutlich besser sortiert werden. Zukünftig soll das Kunststoffrecycling auch durch Closed-Loop-Systeme optimiert werden, welche eine vollständige Recyclingfähigkeit ohne Qualitätsverlust ermöglichen. Auch gesetzliche Vorgaben wie höhere Recyclingquoten und Verbote von bestimmten Mischkunststoffen tragen dazu bei, einer Zukunft mit deutlich weniger neu hergestelltem Plastik entgegenzugehen.