In den letzten Wochen hatte ich Kontakt mit hunderten Menschen, die alle auf die eine oder andere Weise Herausforderungen in ihrem Leben haben. Ich selbst bin natürlich keine Ausnahme. Was mich dabei interessiert: Welchen Einfluss hat die eigene Einstellung und als Folge das eigene Denken auf das Meistern dieser Herausforderungen. Stimmt der Satz: “Mindset is everything!”, tatsächlich und was meint man überhaupt damit? Diesen und mehr Fragen gehe ich in meiner aktuellen Kolumne nach.
Mindset is everything – was bedeutet der Satz?
In der Coaching-, Speaker- und Trainerbubble wird dieser Satz gerne zum Besten gegeben. Natürlich ist viel Wahrheit darin verborgen. Ich selbst habe mit tausenden Menschen in unterschiedlichen, aber meist sehr schwierigen Lebenssituationen gearbeitet. Eine positive Grundeinstellung zu sich selbst und zum Leben ist natürlich hilfreich, wenn es um das Überwinden von Hürden geht. Wer davon überzeugt ist, dass das Leben schlecht, man selbst unfähig und Probleme grundsätzlich unüberwindbar sind, wird es vermutlich weitaus schwerer haben, als jemand mit einem lösungsorientierten, selbstsicheren Ansatz.
Was meint der Satz: “Mindset is everything” nun tatsächlich? Er meint, dass eine positive Einstellung zum Leben und sich selbst die halbe oder gar die ganze Miete für den persönlichen Erfolg sei.
Die blinden Flecken des Konzepts
Die eben genannte Erklärung ist natürlich äußerst kurz gegriffen und unvollständig, aber ich denke, der geneigte Leser kennt das Konzept in den Grundzügen. Tatsächlich fehlt mir die kritische Hinterleuchtung dieses unumstößlichen Glaubens am eigenen Mindset. Was meine ich damit? In manchen Bereichen des Lebens ist es mittlerweile verpönt, Probleme als Probleme zu bezeichnen. Manche gehen sogar soweit, dass man nicht mal mehr negative Dinge ansprechen darf: “Haste wohl ein falsches Mindset” ist dann das Totschlagargument, mit dem man sich herumschlagen darf. Dieses Herumgeeiere geht mir persönlich auf die Nerven, weil man unter Umständen einen Faktor übersieht, der entscheidend für den persönlichen Erfolg wäre. Doch ich habe noch mehr blinde Flecken entdeckt.
5 Dinge, die mich am Satz: “Mindset is everything” stören
1. Es gibt reale Herausforderungen, die allein einfach nicht bewältigbar sind, egal, welche positive Einstellung ich auch habe. Ich werde nie 2 Meter aus dem Stand hüpfen können, selbst, wenn ich den festen Glauben daran habe, es zu schaffen. Das ist ein banales Beispiel, es kann auf etliche Situationen übertragen werden, wo nicht die Physik die Grenze des Machbaren darstellt.
2. Schuldzuweisungen sind einfacher möglich. Wenn ich diese 2 Meter, egal wie oft ich trainiere, nicht erreiche, kann man mir die Schuld geben, indem man sagt, mein Mindset war eben nicht richtig ausgerichtet.
3. Der Satz: “Mindset is everything” verleitet dazu, Dinge übertrieben positiv darzustellen. Ein Beispiel sind Investments: Wenn es so richtig bescheiden läuft und der Investor dennoch festhält am Investment, selbst, wenn es den Bach hinuntergeht.
4. Der unumstößliche Glauben ans Mindset macht blind für Alternativen und kanalisiert Ressourcen falsch. Der Glaube daran, etwas Heroisches zu leisten, kann Ressourcen in die falschen Richtungen lenken, wohingegen ein anderes, gleichwertiges Ziel, mit wesentlich weniger Aufwand zu erreichen gewesen wäre.
5. Der übertriebene Glaube an die Wirkung des Mindsets kann sogar gegenteiligen Effekt haben, nämlich, dass man sich persönlich eben nicht weiterentwickelt, weil ja “Mindset” reicht.
Wie das Mindset tatsächlich ein mächtiger Verbündeter werden kann
Wenn dem Mindset ein kritischer Geist an die Seite gestellt wird, ist schon Vieles gewonnen. Dieser hilft dabei, die Realität nicht zu verzerren und eben zu realistischen Einschätzungen zu gelangen. Mindset schützt vor Arbeit und Weiterentwicklung nicht – im Gegenteil. So kann das eigene Mindset jedoch ein wahrer Turbo für den Erfolg sein. Hinzu kommt die persönliche Stabilität, die ebenso ein enorm wichtiger Faktor für die eigene Lebensführung ist. Mit einer entsprechenden Selbstfürsorge kann diese sichergestellt werden, wie wir in diesem Artikel ausgeführt haben. Oft wird nämlich das eigene Mindset als Kompensationsfaktor für persönliche Unzulänglichkeiten hergenommen. Das funktioniert eine Zeit, bis es dann zum vollkommenen Kollaps kommt und eben gar nichts mehr geht.
Deshalb wählen Sie den Satz: “Mindset is everything” weise und setzen ihn in einen für Sie produktiven Kontext.