Die Generation Alpha ist ein großes Thema – nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch bei mir zu Hause mit meinem 13-jährigen Sprössling. Im Interview mit Doris Neuherz kamen wir über die Besonderheiten dieser Generation, die schon bald ins Berufsleben einsteigen wird, zu sprechen. Dies versetzte ich mich in meine Kindheit zurück, die so ganz anders als die Kindheit der Generation Alpha ist, und ich stelle mir die Frage, welche Auswirkungen dies auf die Unternehmenskultur und auf Leadership generell hat.
Generation Y und Generation Alpha – zwei völlig unterschiedliche Welten
Ich bin ein 1981er Baujahr, was bedeutet, dass ich ohne Internet und mit wenig Computereinfluss aufgewachsen bin. Den Tag brachte ich damit rum, auf der Straße und später am Basketball- und Fußballplatz herumzutoben, bis es dunkel wurde. Smartphone gab es nicht, was bedeutet, dass meine Mutter warten musste, bis ich nach Hause kam. Sie hatte nicht die geringste Chance, mich zu erreichen oder zu finden, wenn ich unterwegs war. Unvorstellbar heutzutage, wo es Tracking-Apps bis zum Abwinken gibt, die ihre Träger bis auf 3 Meter Genauigkeit erfassen können.
Ganz anders die Generation Alpha – sie haben Computer, Smartphones, Tablets und das Internet beinahe mit Muttermilch aufgesogen. Sie sind es gewohnt, rund um die Uhr überwacht zu werden und andere rund um die Uhr zu überwachen. Neben dem Besuch der Schule verbringen sie sehr viel Zeit im Internet und treffen sich dort mit ihren Freunden und Mitstreitern – ganz anders als in meiner Vergangenheit.
Digitale Realität nimmt Überhand für die Generation Alpha
Ich möchte das gar nicht bewerten, wer die schönere Kindheit hat – eigentlich doch, ist ja meine Kolumne – also ich bin sogar fest davon überzeugt, dass ich die schönere Kindheit hatte, mit viel weniger Ablenkung und mehr direkter Auseinandersetzung mit anderen Menschen. Fragt man die Generation Alpha, dann wird sie dasselbe über ihre Kindheit sagen. Zwei völlig unterschiedliche Voraussetzungen, die natürlich in der Persönlichkeitsentwicklung auch zwei völlig unterschiedliche Ergebnisse zutage fördern. Der Umgang und die Integration der unterschiedlichen “Philosophien” in der Unternehmenskulturen und im Leadership wird wohl die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte. Denn eines ist klar: der Einfluss der digitalen Welten auf die Persönlichkeit, Bedürfnisse und Wünsche der Generation Alpha ist enorm.
Metaverse, Blockchain und digitale Realitäten
Generation Alpha verbringt nicht nur ihre Freizeit tendenziell im Internet. Nein, sie hat sogar die Möglichkeit, ein zweites, digitales Leben aufzubauen. Dank Metaverse und Co. können sie die Realität, wie wir “alten Säcke” sie kennen, mit einem Mausklick hinter sich lassen. VR-Brillen und Co. werden diesen Übergang noch fließender gestalten. “Ready Player One” der Film von Steven Spielberg zum dazugehörigen Buch zeigt sehr eindrucksvoll, in welche Richtung es gehen kann. Die Grenzen, die ihnen innerhalb dieses Metaverse gesetzt werden, sind beliebig weiter verschiebbar. Es gibt einfach keine. Das macht etwas mit dieser Generation, die dauernd mit dieser Form der Technik interagiert.
Was sind die Stärken und Schwächen der Generation Alpha?
Natürlich hat jeder Mensch unterschiedliche Stärken und Schwächen. Die Umweltbedingungen aber scheinen gewisse Präferenzen zu begünstigen. Durch den vermehrten Aufenthalt im Internet verändert sich die Persönlichkeit. Man sagt der Generation Alpha nach, technologieabhängig zu sein und sich schwieriger mit persönlicher Interaktion zu tun. Durch die Interaktion mit innovativer Technologie verschieben sich natürlich auch die Grenzen des Vorstellbaren. Innovation und Kreativität dürften in dieser Alterskohorte sehr stark ausgeprägt sein. Auch Offenheit und Bereitschaft, Neues zu lernen, dürften vorhanden sein.
Konzentrationsfähigkeit und Fokussierung dürften ihr schon schwerer fallen. Ich könnte unendlich viele Beispiele aus meiner Praxis mit einem “Exemplar” aus dieser Alterskohorte geben, belasse es jedoch dabei.
Wie umgehen bei der Integration in aktuelle Unternehmenskulturen?
Keine Frage – bestehende Organisations- und Unternehmensformen werden massiv transformiert durch Technologien und heranwachsende Generationen. Was bedeutet dies für Leadership? Nun, der wichtigste Punkt scheint, nicht die eigenen Maßstäbe auf die Generation Alpha zu übertragen. Dies führt nur zu Frust und Missverständnissen, die wertvolle Energie und Ressourcen kosten. Verständnis für die Generation Alpha – also wie sie ticken und welche Bedürfnisse sie haben, ist ein guter Anfang. In der Erziehung muss ich mir diesen Umstand auch bewusst machen, und zwar jeden Tag.
Was beinahe noch wichtiger ist: Mit gutem Beispiel vorangehen. Wer unangemessenes Verhalten nicht möchte, sollte nicht mit unangemessenem Verhalten glänzen. Dieser Satz klingt logisch, kommt in der Realität aber seltener vor, als man vermuten könnte. Man denke nur daran, wie oft man mit dem eigenen Teenager in den kommunikativen Clinch wegen des Internetkonsums geht, um dann wenige Minuten später selbst seine Zeit auf Insta und Co. zu verbringen. Das alles wird auch uns im Leadership zukommen….in wenigen Jahren….to be continued….
Übrigens – all das eben Geschriebene könnte man in leicht abgewandelter Form auch auf die Generation Z übertragen.
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