Die Wahl ist vorbei, jetzt geht es darum, dass eine Regierung gebildet wird, die einen Blick auf die Großbaustellen des Landes wirft. Ganz oben: die Wirtschaft. In den letzten Jahren ist die deutsche Wirtschaft nicht gewachsen und die Aussichten sind alles andere als vielversprechend. Vor allem schwächelt der traditionell starke Pfeiler Industrie.
Deutschland befindet sich weiterhin in der Rezession
Deutschland, die größte Volkswirtschaft in Europa, die weltweit auf Platz 3 hinter den USA und China liegt, kämpft seit 2023 mit einem realen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Bundesrepublik befindet sich seit zwei Jahren in der längsten Rezession seit 2002/2003. Die veröffentlichten Daten für das letzte Quartal 2024 zeigen, dass das BIP um 0,2 Prozent zurückgegangen ist – auch auf die Jahressicht. Investitionen und Exportvolumen sind gesunken, laut der Presseaussendung von „Destias“ lag auch die Bruttowertschöpfung in „den meisten Bereichen im Minus“. Besonders deutlich im verarbeitenden Gewerbe und hier vor allem im Maschinen- und Fahrzeugbau. 2025 wird es, so die aktuellen Prognosen, nicht besser werden. Somit würde es sich um die längste Rezession seit dem Bestehen der Bundesrepublik handeln.
Tatsächlich hat es in den letzten Jahren einige Entscheidungen gegeben, die kaum nachvollziehbar waren. Deutschland hat sich in vielen Sachen verrannt und scheint nun den Weg nicht mehr herauszufinden. Ein gutes Beispiel ist der deutsche Glücksspielstaatsvertrag. Wollte man das Glücksspiel bundesweit regulieren, so mag das zwar gelungen sein, aber zu welchem Preis? Heute suchen die deutschen Spieler Fast Slots Online Casinos ohne deutsche Lizenz, weil sie keine Lust auf die vielen Einschränkungen haben: 1.000 Euro monatliches Einzahlungslimit, 5 Sekunden-Regel oder auch ein maximaler Einsatz von 1 Euro die Runde haben dazu geführt, dass das Interesse an Anbietern ohne deutsche Lizenz wesentlich größer geworden ist. Während zudem die Branche vermehrt auf Live Casino setzt, hat Deutschland diesen Part hingegen verboten.
Aktuell fasst man die wirtschaftlichen Probleme unter dem Begriff Strukturkrise zusammen. Man meint jedoch unterschiedliche Dinge, meist handelt es sich um Branchenkrisen in der Fahrzeugindustrie und Deutschlands generelle Industrie- sowie Exportlastigkeit. Hinzu kommen noch Probleme in der Energiewende, im globalen Wettbewerb und zuletzt darf man auch geopolitische Unsicherheitsfaktoren nicht völlig außer Acht lassen.
Deutschland im Ländervergleich
Schon seit dem Jahr 2018 kämpft die Industrieproduktion mit einem negativen Trend. Das sei in erster Linie aber kein konjunkturelles, sondern mehr ein strukturelles Problem. Des Weiteren sei auch die schwache Konjunktur seit 2023 problematisch. Auch wenn man davon ausgehen muss, dass die Konjunktur früher oder später wieder anspringen wird, so müsste man zuvor die strukturellen Probleme lösen.
Stellt man im Ländervergleich die Entwicklung der Industrieproduktion in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz gegenüber, so erkennt man, dass der Rückgang in Deutschland bereits im Jahr 2018 begonnen hat. In Österreich etwa erst mit Beginn der Rezession 2023; Dänemark und die Schweiz haben sich als deutlich resistenter erwiesen.
Natürlich ist Deutschland industrielastiger als Österreicher; auch industrielastiger als Dänemark und die Schweiz. So liegt der Anteil der Industrie bzw. der Warenproduktion an der gesamten Wertschöpfung bei rund 20 Prozent. In Österreich, Dänemark sowie der Schweiz sind es 18 Prozent. Jedoch ist die Gewichtung anders.
In Deutschland liegt der Maschinenbau bei 16,5 Prozent und die Fahrzeugindustrie bei 15,5 Prozent. In Österreich hingegen liefert der Maschinenbau 14 Prozent der Wertschöpfung in der Industrie; die Herstellung von Metallerzeugnissen beträgt 10,6 Prozent. Danach folgen Nahrungs- und Futtermittel, Metallerzeugnisse und die Elektroindustrie.
Der Mix dominiert auch in Dänemark und in der Schweiz – hier liegen die Anteile bei 20,9 Prozent bzw. 29,1 Prozent bei der eher weniger konjunkturanfälligen Pharmaindustrie. In der Schweiz gibt es noch die Elektronikbranche. Dass beide Länder in den letzten Jahren wesentlich besser als Deutschland und Österreich abgeschnitten haben, verdankt man hier durchaus der Pharmabranche.
Es geht um den „Plan B“
Wieso sich Deutschland in einer sehr schwierigen Situation befindet? Die Liste der Gründe ist lang. Die Nachfrage auf wichtigen Exportmärkten, wie etwa China, ist zurückgegangen, während dort auch noch zur selben Zeit die Konkurrenz größer geworden ist. Auch der zunehmende Protektionismus sowie neue Zollschranken im Welthandel, aber auch geopolitische Unsicherheiten, etwa mit Blick auf den Nahen Osten oder die Ukraine, die Konsumzurückhaltung aufgrund hoher Inflation und teure Kredite, hohe Energiepreise sowie hohe Kosten für Kohle- und Atomausstieg haben für die Misere in Deutschland gesorgt.
Im „Wall Street Journal“ wurde geschrieben, dass das deutsche Wirtschaftsmodell, das bislang so gut funktioniert hat, zerbrochen sei – und niemand hat einen „Plan B“. Vor allem sei die Krise so ernst, da sie die „Grundfesten des exportabhängigen wirtschaftlichen Modells Deutschlands“ erschüttere. Auch wenn die Einschätzung auf den ersten Blick sehr dramatisch erscheint, so mag sie bei genauerer Betrachtung stimmen.
Fakt ist: Wird Friedrich Merz Bundeskanzler und führt eine Union/SPD-Regierung an, steht er vor einer enorm großen Baustelle – und es geht auch um den „Plan B“. Das wissen auch die Industrie, die Verbände sowie die Ökonomen. Sie haben bereits am Tag nach der Wahl gedrängt, es müsse nun eine stabile Regierung entstehen, die dafür sorgt, dass in den Wirtschaftsstandorten investiert wird, dass Steuerentlastungen folgen, es zum Bürokratieabbau kommt und die Energiepreise gesenkt werden. Stellt sich nur die Frage, ob diese Liste an Wünsche auch erfüllt werden kann.
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