Christoph Högler ist Mitbegründer des Startup FanInvest, das Vereinen und Einzelsportlern kreative Wege bietet, Geld für ihre Finanzen zu generieren, die über herkömmliche Mittel wie Bandenwerbung und Saisonticketverkäufe hinausgehen. Selbst wenn die Vereinskassen nicht leer sind, ist es sinnvoll, die Fanbasis einzubeziehen. Warum? Darüber haben wir mit Christoph Högler gesprochen.
Herr Högler, wie kamen Sie auf die Idee, eine Investmentplattform für Vereine und Sportler zu entwickeln, die über herkömmliche Bandenwerbung hinausgeht?
Chris Högler: In meiner bisherigen beruflichen Laufbahn war ich zunächst im Bankensektor und später in der Crowdinvestment-Branche tätig. In der Bankenwelt habe ich miterlebt, wie schwierig es für Vereine ist, Kapital über traditionelle Bankfinanzierungen zu beschaffen. Dies liegt leider auch an den regulatorischen Bestimmungen der Banken. Insbesondere bei Investitionen in die Infrastruktur gibt es oft komplexe Rahmenbedingungen, da Grundstücke häufig in öffentlichem Besitz bleiben, Baurechte oder Pachtverträge abgeschlossen werden und dies die Sicherheiten für die Bank erschwert.
Deshalb sind alternative Lösungen erforderlich. Crowdinvestment wird bereits in vielen Branchen erfolgreich eingesetzt, jedoch bisher nur vereinzelt im Sportbereich. Gerade Sportvereine verfügen jedoch über eine starke und loyale Community. Gemeinsam siegen, gemeinsam scheitern – warum also nicht auch gemeinsam Projekte realisieren und in die Zukunft des Vereins investieren?
Was unterscheidet klassische Finanzierungen von Finanzierungen auf FanInvest?
Chris Högler: Klassische Bankfinanzierungen basieren in der Regel auf Fremdkapital wie Krediten, Darlehen oder Leasing. Mit FanInvest haben Vereine die Möglichkeit, Eigenkapital über ihre Fanbasis zu beschaffen. Normalerweise kann Eigenkapital nur von Investoren oder am Kapitalmarkt beschafft werden.
Eine solide Eigenkapitalausstattung ist einer der wichtigsten Faktoren für eine langfristig positive wirtschaftliche Entwicklung. In vielen Sportarten ist Eigenkapital ein zentraler Punkt für die Lizenzierung, und nur mit Eigenkapital erhalten Vereine auch Fremdkapital von der Bank.
Unser herausragendes Alleinstellungsmerkmal (USP) liegt vor allem in der Flexibilität. In Bezug auf Laufzeiten, Tilgungsmodalitäten und Zinszahlungen haben wir einen großen Spielraum für Gestaltung. Zinsen müssen auch nicht immer in Form von Geld gezahlt werden. Wenn die Investoren die eigenen Fans sind, eröffnen sich zahllose Möglichkeiten: Zinsen können in Form von Tickets, Gutscheinen, limitierten Fanartikeln oder exklusiven Erlebnissen ausgezahlt werden. So wird das Investment für die Fans erlebbar gemacht, und attraktive Win-Win-Situationen entstehen. Dass solche Investitionsformen funktionieren, hat beispielsweise die Wiener Austria eindrucksvoll gezeigt, indem sie innerhalb von nur 27 Stunden EUR 1,5 Mio über die Fans für den Stadionbau aufbrachten. Der SK Rapid Wien konnte im Jahr 2016 durch sein Fan-Crowdinvestment sogar über 3 Millionen Euro zur Finanzierung des Allianz-Stadions sammeln.
Für welche Vereine und Sportler eignet sich FanInvest besonders? Was müssen diese bedenken, wenn sie mit Ihnen gemeinsam Finanzierungen lukrieren möchten?
Chris Högler: FanInvest eignet sich besonders für Vereine und Sportler aus dem Profi- und Spitzensport, unabhängig von ihrer Sportart im Herren-, Damen- oder Inklusionssportbereich. Das Konzept von Fanfinanzierungen und Mikrosponsoring ist ideal für Organisationen und Sportlerinnen, die ihre Fanbasis aktiv in ihre Projekte einbinden und das regionale Engagement fördern möchten – also weitaus mehr als Bandenwerbung.
Bei der Umsetzung dieses Konzepts ist es wichtig, die damit verbundene Arbeit und insbesondere die Kommunikation zu berücksichtigen. Es gibt keine universelle Erfolgsformel, da Fans verschiedener Sportarten unterschiedlich ticken. Fußballfans haben andere Präferenzen als Basketballfans, und die Ansprache von Stadtbewohnern kann sich von der in ländlichen Gebieten unterscheiden. Jeder Verein muss individuell betrachtet werden, und gemeinsam mit uns wird ein maßgeschneiderter Plan entwickelt.
Wie bewerten Sie die Zukunft der Vereinsfinanzierung und der Bandenwerbung im Allgemeinen?
Chris Högler: Der Zugang zu herkömmlichen Finanzierungen wird in Zukunft noch schwieriger sein. Steigende Zinsen und erhöhte Anforderungen an Eigenkapital sind nur die Spitze des Eisbergs. Mit Basel IV und dem Green Deal stehen der Branche gewaltige Herausforderungen bevor. Es wird mehr und mehr zur Frage, ob überhaupt noch Geld aufzutreiben ist. Alternative Finanzierungsmöglichkeiten werden daher zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wir sind bereit, Vereine und Einzelsportler bei dieser Entwicklung tatkräftig zu unterstützen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Herzlichen Dank für das Interview, Herr Högler. Mehr über die Möglichkeiten von FanInvest für professionelle Vereine, Amateurvereine und Einzelsportler HIER.
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