Andreas Bornhäußer ist seit über 40 Jahren erfolgreich tätig als Kommunikationstrainer und Mediencoach sowie Autor etlicher Fachbücher. Zahlreiche Unternehmen und Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur vertrauen auf seine Expertise. In seinem Debütroman „Manuskript von Albisano“ verknüpft er seine beruflichen Erfahrungen mit einer fesselnden Geschichte über Macht, Sprache und Erkenntnis. In diesem Thriller streiten einflussreiche Kreise um ein Manuskript voll brisanter Inhalte. Es entsteht ein Ringen um Gedanken, Worte, und Gefühle für eine bessere Welt. Spannend, lehrreich und geheimnisvoll. Das Buch wurde übrigens vom Herodot-Verlag für die Berlinale 2025 eingereicht. Viel Glück!
Erzählen Sie bitte in wenigen Sätzen, worum es in Ihrem Buch geht und wer die Hauptfiguren sind.
Andreas Bornhäußer: Die attraktive Mittvierzigerin Anna glaubt über das Wissen alter Seelen zu verfügen. Sie möchte dieses Wissen über Macht, Erkenntnis und die fundamentale Bedeutung der Sprache unbedingt veröffentlichen. Doch sie scheitert immer wieder an der Komplexität ihrer Gedanken. In Albisano, einem kleinen Ort oberhalb des Gardasees lernt sie den Werbetexter Alfredo kennen. In ihm findet sie den Verbündeten, der ihr hilft, ihre Einsichten in einen spannenden Handlungsstrang für einen Roman einzubetten. Das Vorhaben entwickelt sich jedoch zu einer lebensbedrohlichen Gefahr, weil Geheimdienste die Veröffentlichung des Romans verhindern wollen. Im Zentrum dieses Wechselspiels von historischen Rückblenden, philosophischen Betrachtungen, Einblicken in das Leben zwei eigenwilliger Persönlichkeiten und spannendem Krimi steht die Frage: Wieviel Macht haben Worte wirklich oder bleibt am Ende die Ohnmacht der Stille?
Wie würden Sie die Rolle von Worten in Annas Leben beschreiben? Warum ist sie von dem Gedanken überzeugt, dass Worte die Welt verändern können?
Andreas Bornhäußer: Für Anna haben Worte eine existenzielle Bedeutung. Der Mensch war und ist kräftemäßig vielen Tierarten unterlegen. Unsere rein körperlich eher schwache Spezie konnte nur bestehen, weil uns ab einem bestimmten Zeitpunkt der Evolution das Bewusstsein und die Sprache geschenkt wurde. Doch aus Anna‘s Sicht missbraucht der Mensch dieses Geschenk. Es wurden und werden Geschichten erfunden und erzählt, dank derer ein kleiner Kreis Macht gewinnt. Mit diesen Geschichten übt er auf den anderen weitaus größeren Teil der Menschheit immer mehr Einfluss aus. Würden Menschen die Sprache aber nutzen, um Erkenntnisse zu gewinnen und alle Menschen daran teilhaben lassen, wäre ein friedvolles und verantwortungsbewusstes Miteinander möglich. Von dieser Idee ist sie geradezu besessen. Und die will sie unter die Menschheit bringen.
Im Buch wird eine Verbindung zwischen historischen, politischen und philosophischen Überlegungen und einem Thriller-Plot geschaffen. Wie ist es Ihnen gelungen, diese verschiedenen Elemente zu einem stimmigen und spannenden Gesamtbild zu vereinen?
Andreas Bornhäußer: Erst mal danke für Ihre Einschätzung, dass es mir Ihrer Meinung gelungen ist, die verschiedenen Elemente zu einem stimmigen Gesamtbild zu vereinen. Tatsächlich habe ich knapp neun Jahre an dem Roman geschrieben. In dieser Zeit habe ich enorm viel gelesen. Deutlich mehr noch, als ich es sonst tue. Und ich lese wirklich viel. Krimis, Fachbücher, philosophische Abhandlungen, Liebesgeschichten, Thriller und weitere Genres. In diesen neun Jahren habe ich umfassend recherchiert, um zu verstehen, was einen verdammt guten Roman ausmacht. Und dann habe ich versucht, die dabei gewonnenen Einsichten in meinem Roman umzusetzen. Ich wollte Figuren zum Leben erwecken,
die von anderen Menschen als sich selbst ähnlich, als inspirierend, als irgendwie vertraut, als spannend und als unterhaltsam erlebt werden und in deren Leben sie tiefere Einblicke gewinnen möchten.
Geheimdienste wollen die Veröffentlichung von Annas Buch verhindern. Was repräsentieren diese mächtigen Akteure in Bezug auf den Kampf um Wissen und Wahrheit? Welche realen Parallelen sehen Sie in der heutigen Gesellschaft?
Andreas Bornhäußer: Geheimdienste stehen üblicherweise in Lohn und Brot von Regierungen oder religiös motivierten Organisationen wie zum Beispiel den etablierten Kirchen. Sowohl in Regierungen wie auch in den Kirchen spielen Einfluss und Macht eine zentrale Rolle. Alle Mächtigen unternehmen alles Mögliche, um ihre Einflussspähre und Macht zu vergrößern. Sie dienen also mehr sich selbst, als den Menschen, denen sie zu dienen vorgeben. Welche Machthaber lassen sich schon gern in die Karten schauen? Nehmen wir zum Beispiel die 1947 entdeckten „Schriftrollen vom Toten Meer“. Die katholische Kirche hat damals versucht, sie in ihren Besitz zu bekommen und unter Verschluss zu halten. Weil die Inhalte so gar nicht zu den Geschichten passen, die uns die Kirche seit über zweitausend Jahren auftischt. Die Liste vergleichbarer Sachverhalte ließe sich jenseits aller Verschwörungstheorien beliebig verlängern. Einblicke in diese Machenschaften, machen es für die Mächtigen unbequem. Anna und Alfredo gewähren genau diese Einblicke. Aber wer hat es schon gerne unbequem? Was Anna und Alfredo hier in ihrem Manuskript von Albisano beschreiben, ist praktizierter Alltag in Organisationen, Parteien, Unternehmen und Gesellschaft.
Als Coach und Experte für Selbstwirksamkeit: Wie fließen Ihre beruflichen Erfahrungen in den Charakter von Anna und die Themen des Buches ein? Gibt es eine persönliche Verbindung zwischen Ihrem beruflichen Werdegang und der Geschichte, die Sie erzählen?
Andreas Bornhäußer: Ich werde oft gefragt, wie hoch der autobiographische Anteil in meinem Roman ist.
Darauf antworte ich dann: Zwischen 30 und 50 Prozent. Und das stimmt so auch. Aber danke für Ihre etwas anders gelagerte Frage. Sie gibt mir Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass ich mich sowohl im Werbetexter Alfredo wiederfinde, wie auch in der Figur von Anna. Vielleicht sogar noch etwas mehr in ihrer Figur, als in der von Alfredo. Ich habe erst kürzlich ein in diesen Tagen fertiggestelltes Manuskript an meinen Verlag gesandt. Der Titel des Buches ist: Kommunikative Inklusion. Ich selbst bin wirklich beseelt von dem Gedanken, dass gelingende Kommunikation das Miteinander der Menschen und Nationen erleichtern und damit die Welt zu einem besseren Ort machen würde. In vielen Projekten für meine Auftraggeber durfte ich den Beweis dafür antreten, dass es zumindest in den begleiteten Unternehmen so war und ist. Aber mein Wirkungsbereich ist bescheiden klein. Viel zu klein, um in dieser Angelegenheit auch in der Gesellschaft wirklich etwas zu bewirken und zu bewegen. Meine große Hoffnung ist, dass der Roman viele Leserinnen und Leser findet und sich diese Idee so verbreitet. Deshalb zum guten Schluss auch noch einmal mein Dank an Sie, Michael Jagersbacher und Team, dass Sie mich zu meinem Roman befragen und dieses Interview veröffentlichen. Dankeschön.
Passende Artikel:
Krisenmodus bewältigen mit Roland Löscher