Neulich hatte ich eine Diskussion mit einem Journalisten über Nudging und was das alles sein könnte. Ich liebe Nudging und vor allem „Health Nudging“, wo man mit kleinen Anstupsern Menschen für mehr Gesundheit begeistern kann. Ob mit gesundem Essen kochen, gesunde Snacks empfehlen oder statt den Lift die Treppe gemeinsam nutzen – mit Kleinigkeiten die Welt gesünder zu machen, ist so simpel und zugleich wirkungsvoll. Gerade ich als Gesundheitsmanagerin kann hier ein Vorbild für andere sein und mit guten Impulsen inspirieren. So bin ich, und so ist auch meine innere Haltung: So banal kann Gutes tun sein!
Nudging und die Banalität des Guten: Wie kleine Impulse Großes bewirken können
Nudging, ein Begriff aus der Verhaltensökonomie, beschreibt subtile Anstupser, die Menschen dazu bringen, sich in ihrem eigenen Interesse oder im Interesse der Gemeinschaft anders zu verhalten, ohne sie dabei zu zwingen. Doch wie weit reicht die Wirkung solcher Impulse, und wann kippt die Grenze zwischen gut gemeinter Unterstützung und bevormundendem Eingriff?
Im Kontext des Gesundheitsmanagements zeigt sich der Unterschied zwischen der Verhaltens- und der Verhältnisebene. Während die Verhaltensebene auf die individuellen Entscheidungen abzielt – etwa durch eine gesündere Platzierung von Obst an der Supermarktkasse – setzt die Verhältnisebene strukturelle Rahmenbedingungen, die gesunde Entscheidungen erleichtern, wie etwa eine bessere Kantinenauswahl oder sichere Radwege. Beide Ebenen ergänzen sich und machen deutlich, wie wir durch kluge Gestaltung von Umgebungen nachhaltige Verhaltensänderungen fördern können.
Wie Nudging aussehen kann
Beispiele für Nudges gibt es überall: Fußspuren auf dem Gehweg, die zu einem Mülleimer führen, erinnern Menschen daran, ihren Abfall richtig zu entsorgen. In Unternehmen kann die farbliche Kennzeichnung von Treppen gegenüber dem Aufzug Bewegung fördern. Solche Kleinigkeiten wirken oft unscheinbar, entfalten jedoch eine große Wirkung. Entscheidend ist dabei die innere Haltung hinter diesen Maßnahmen.
Gesundheitsbezogene Beispiele für Nudging:
- Gratis Wasserstationen, die Mitarbeiter*innen animieren, mehr zu trinken.
- Hinweise wie „5 Minuten Bewegung pro Stunde“ auf Bildschirmschonern.
- Aufforderungen wie „Bitte nutzen Sie die Treppe für mehr Fitness“ an Aufzugstüren.
- Das Anbieten von Obst statt ungesunden Snacks in Meetings.
Gutmensch oder Manipulator?
Hier schließt sich die Frage an: Bin ich ein Gutmensch, der unaufdringlich das Richtige erleichtert, oder zwinge ich anderen meine Werte auf? Die Antwort hängt davon ab, wie transparent und respektvoll wir agieren. Nudging sollte immer Wahlfreiheit lassen und nie den Eindruck von Manipulation erwecken. Ein gutes Beispiel ist das organische Wachstum des Fair-Trade-Markts: Konsumenten werden durch klarere Kennzeichnung nicht gedrängt, sondern ermutigt, bewusstere Entscheidungen zu treffen.
Ich lächle, grüße und sage bitte/danke! Ich habe das so gelernt und empfinde das auch als menschenwürdiges Tun. So ist meine Haltung, die ich nach außen zeige! Genau solche Kleinigkeiten können nicht nur meinen Tag verschönern, sondern auch den von anderen. Gemeinschaftswerte, -normen und -sichtweisen prägen eine Gesellschaft – im Guten wie im Bösen. Banal und doch kraftvoll! Wie möchte ich mit anderen zusammenleben, sodass wir ein gelungenes Leben leben können? Genau das gelungene Zusammenleben bedarf etwas Banalem, etwas Gutem!
Doch nicht jede Maßnahme wird als Unterstützung wahrgenommen. Wenn Nudges zu stark als Kontrolle empfunden werden, schwindet die Akzeptanz – eine Herausforderung, die besonders im zwischenmenschlichen Bereich spürbar ist. Wie kann ich beispielsweise als Führungskraft meine Mitarbeitenden zu einem gesünderen Lebensstil inspirieren, ohne übergriffig zu wirken? Die Antwort liegt oft in der Banalität des Guten: kleine Gesten, die auf Augenhöhe wirken, wie ein persönliches Danke, eine anregende Arbeitsumgebung, eine kleine Aufmerksamkeit zwischendurch oder eine offene Feedback-Kultur.
Die innere Haltung macht den Unterschied
Nudging ist nicht nur ein Werkzeug, sondern auch eine Frage der Ethik. Die innere Haltung, mit der ein Nudge gesetzt wird, bestimmt maßgeblich dessen Wirkung. Wer mit echter Wertschätzung und dem Ziel handelt, anderen Gutes zu ermöglichen, erreicht mehr als jemand, der auf kurzfristige Effizienz setzt. Die Banalität des Guten zeigt sich darin, dass oft die scheinbar unscheinbaren Dinge – wie ein Lächeln oder die Option, selbst zu entscheiden – nachhaltigen Einfluss haben.
„Tu Gutes, was dir gern widerfahren soll!“ könnte ein Impuls sein, die eigene Haltung und das eigene Tun zu überdenken.
Nudging ist daher weit mehr als ein modischer Begriff der Verhaltensökonomie. Es ist eine Einladung, die Welt mit kleinen, bewussten Impulsen positiv zu gestalten. Doch nur wenn wir uns der Verantwortung und der Wirkung solcher Maßnahmen bewusst sind, bleibt das Gute wirklich gut.
Fazit: Nudging lebt von der Balance zwischen Unterstützung und Freiheit, von der Achtsamkeit für Details und der Absicht, andere zu stärken, ohne sie zu bevormunden. In einer Welt, in der kleine Entscheidungen große Folgen haben, sind es oft die stillen Anstupser, die am meisten bewegen.
Call-to-Action für 2025 für sich und andere:
- Verhaltensebene: Mache die gesunde Wahl zur einfacheren Wahl! Ob mit gesunden Snacks in Reichweite, kleine Bewegungs-Challenges, ein Lächeln oder mit gesunder und gewaltfreier Kommunikation. Die Kleinigkeiten im Guten zählen!
- Verhältnisebene: Schaffe Strukturen, die gesunde Entscheidungen erleichtern! Investiere in ergonomische Arbeitsplätze, gute Schlafplätze und eine angenehme Heimatmospäre, etabliere regelmäßige Kommunikationsrituale (gemeinsames Frühstück, Familienräte,.. und sorge für ein gutes Miteinander – ob beruflich oder privat.
Das Banale des Guten liegt im einfachen Tun!
Eure Bernadette
Homepage von Mag.a (FH) Bernadette Bruckner
Passende Artikel:
Labern/Jammern wir oder kommun(e)izieren wir schon? Ein Beitrag von Mag. a (FH) Bernadette Bruckner
Die Prinzessin und die Unternehmerin: Eine Geschichte über Wandel und Stärke von Cerstin Rapske
Der Mensch – Ein Gewohnheitstier: Kolumne von Philipp Marchel