Wer mir auf Social Media folgt, weiß, dass ich derzeit – Mai 2024 – mit meiner Familie in Hurghada/Ägypten verweile. Sonne, Strand, Cocktails, Pools, glückliche Menschen. Genau der Urlaub, den ich mir wünsche. Diese Zeit der Ruhe und Entspannung nutze ich, indem ich viel über mein Business reflektiere. Gleichzeitig liebe ich es, in andere Kulturen einzutauchen. Das mache ich nicht vorrangig, indem ich mir die Orte ansehe, sondern indem ich täglich ins Gespräch mit den Leuten vor Ort komme.
Arbeiten in Ägypten – harter Tobak
Es klingt so schön – 10 Tage Urlaub, nix zu tun und die Zeit genießen. Allerdings gilt dies nur für Urlauber wie mich, nicht für die Angestellten im Hotelkomplex. Hunderte von Arbeiter wuseln bereits ab 5.00 Uhr morgen bis spät in die Nacht durch die kleinen Wege der riesigen Anlage. Bei knappen 43 Grad marschieren Kellner mit langen Hosen und langem Hemd (!), um die dürstenden Urlauber zu verköstigen. Gleichzeitig haben sie immer ein Lächeln oder einen flotten Spruch auf den Lippen. Das fasziniert mich. Es ist ein wahrer Knochenjob, den sie 12 Stunden oder länger, unter widrigsten Umständen abspulen, wie mir ein freundlicher Kellner berichtet. 2 Monate am Stück, 7 Tage die Woche geht das so. Dann könne er für 10 Tage zu seiner Mutter nach Nordägypten fahren, um ihr „Om Ali“ zu genießen. Kein Wort der Negativität, kein Bedauern, sondern volle Annahme der Situation. Beeindruckte mich wirklich.
Ägypten zeigt, wie stark du wirklich bist
In Wirklichkeit hörte ich Dankbarkeit aus seinen Worten heraus. Er war dankbar, diesen Job zu haben und genau am richtigen Ort zu sein. Schwer zu glauben, für einen verwöhnten europäischen Bengel wie mich.
Ich gebe es zu, vor dem Urlaub war ich echt ein Stück weit überarbeitet – große Kundenprojekte, ein Buchprojekt, das mehr Zeit und Ressourcen in Anspruch nimmt als gedacht, Familienangelegenheiten, etc. Dennoch kam ich höchstwahrscheinlich nie über 10 Stunden Arbeit am Tag. Schon gar nicht 7 Tage die Woche. Dennoch hab ich ganz schön gejammert. Es ist das Bezugssystem, welches uns massiv beeinflusst in unserer Wahrnehmung. Der Kellner kennt „nur“ die Jobs und deren Bedingungen in seiner näheren Umgebung oder in Ägypten allgemein. Ich wiederum kenne verschiedene Jobs unter den Arbeitsbedingungen in Europa. Und diese unterscheiden sich massiv von denen des afrikanischen Kontinents.
Der Urlaub lehrt mich Dankbarkeit
Obwohl ich nicht 12 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche arbeite, kann ich meine Rechnungen bezahlen und meine Familie versorgen. Wenn es manchmal mehr werden sollte an Arbeitsaufwand, bin ich fortan dankbar, weil es zeigt, dass meine Dienstleistungen und meine Fähigkeiten gefragt sind. Wie ich diese dann tatsächlich „abarbeite“ obliegt mir und meiner Strukturierung. Auf jeden Fall bin ich dankbar, innerhalb Europas kreativ und schaffend tätig sein zu können. Allein diese Erkenntnis machte den Urlaub besonders für mich. Doch am einprägsamsten wird für mich wohl das Lächeln des Kellners sein, welcher voller Glück von der Zubereitung seiner Lieblingsnachspeise von seiner Mutter erzählte.
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